Eismöwe
Eine Art der Larus Wissenschaftlicher Name : Larus hyperboreus Gattung : Larus
Eismöwe, Eine Art der Larus
Botanische Bezeichnung: Larus hyperboreus
Gattung: Larus
Photo By Andy Reago & Chrissy McClarren , used under CC-BY-2.0 /Cropped and compressed from original
Beschreibung
Die Eismöwe steht mit einer Körperlänge von 62–70 cm und einer Flügelspannweite von 140–160 cm in der Größe zwischen Silber- und Mantelmöwe. Sie ist eine kräftig gebaute Großmöwe mit einem „grimmig“ wirkenden Gesichtsausdruck und abfallender Stirn. Beim sitzenden Vogel bilden die Schirmfedern eine deutliche Stufe und die Handschwingenprojektion ist relativ kurz. Im Flug wirken der Körper kräftig und die Flügel kürzer als bei einer Silbermöwe, mit langem Arm- und recht kurzem Handflügel. Der Flug wirkt etwas träge. Auffällig sind die – von unten betrachtet – durchscheinenden Handschwingen. Ein schwarzes Handschwingenmuster fehlt ebenso wie eine schwarze Schwanzbinde in den Jugendkleidern. Ein Sexualdimorphismus besteht bezüglich des Gefieders nicht. Weibchen sind aber oft deutlich kleiner und leichter, als Männchen. Während Männchen der Nominatform etwa zwischen 1 und 2,2 kg wiegen, liegt das Gewicht der Weibchen zwischen 0,9 und 1,8 kg. Junge Eismöwen sind nach dem vierten Winter voll ausgefärbt. Die Eismöwe ähnelt in allen Kleidern der Polarmöwe. Diese ist jedoch kleiner mit rundlicherem Kopf. Der Flug wirkt leichter und das Flugbild unterscheidet sich deutlich.
Größe
66-76 cm (26-30 in)
Lebenserwartung
21 Jahre
Nistplatz
Klippe
Gelegegröße
1 - 3 Eier
Ernährungsgewohnheiten
Die Eismöwe ernährt sich wie viele Möwen omnivor und opportunistisch. Der Schwerpunkt liegt aber deutlich auf tierischer Nahrung. Brutplatzwahl und Tagesaktivität richten sich bei dieser Art besonders deutlich am Nahrungsangebot aus. Je nach Gelegenheit ernährt sie sich fischend, sammelnd, räuberisch, als Kleptoparasit oder als Aasfresser. In der Gezeitenzone und im Pelagial sammelt oder erbeutet sie marine Wirbellose und Fische. Dazu zählen vor allem Dreieckskrabben wie die Nordische Seespinne (Hyas araneus), Miesmuscheln, Strandschnecken, Stachelhäuter oder Sandaale. Im Unterschied zur Mantelmöwe fängt sie kaum große Fische, verwertet aber sogar noch kleinste Fischreste. Da sie nicht tiefer als 1 m tauchen kann, fängt sie Meerestiere meist von der Wasseroberfläche. Bisweilen fördern zerfallende oder umgekippte Eisberge ein reiches Nahrungsangebot zutage, das dann ganze Schwärme anlockt. Besonders zur Brutzeit und in hocharktischen Gebieten hält sich die Eismöwe an Seevogel-, Gänse- oder Entenkolonien. Hier spielen vor allem Eier und Jungvögel als Nahrung eine Rolle. So wird besonders das Angebot an ausfliegenden Krabbentauchern oder Lummen ausgiebig genutzt. In Yukon machten Küken von Kanada-, Kaiser- und Blässgans einen großen Teil der untersuchten Mageninhalte aus. Aber auch adulte Vögel von der Größe einer Schneeammer bis hin zu Gryllteisten werden gefangen und unzerteilt verschlungen. Säugetiere wie Lemminge, Wanderratten oder neugeborene Ringelrobben zählen ebenfalls zum Nahrungsspektrum und werden im Allgemeinen durch Schnabelhiebe getötet. Werden die Seevogelkolonien zu Ende der Brutzeit geräumt, kann dies zu einer erhöhten Sterblichkeit unter den verbleibenden Eismöwen führen. Andererseits nutzt die Art vor allem außerhalb der Brutzeit auch kleinste Nahrungsquellen recht effizient. So lässt sie bei Kadavern nur Haut und Knochen übrig und verzehrt auch Nachgeburt oder Kot von Polarfüchsen, Eisbären oder Robben. Auch pflanzliche Nahrung wie Rausch- oder Krähenbeeren wird gefressen. An ergiebigen Nahrungsquellen können sich innerhalb weniger Tage einige tausend Vögel sammeln. Vor allem im Süden des Verbreitungsgebiets werden Müllkippen, Abfälle in Siedlungen oder Fischreste in Häfen oder Industriegebieten ausgiebig genutzt. Oft findet sich die Art im Gefolge von Fischkuttern.
Lebensraum
Die Eismöwe brütet in Steilwänden und Klippen sowie auf Felsinseln oder -zinnen, die meist an der Küste, seltener auch einige Kilometer landeinwärts gelegen sind. Geschütztere Bereiche in Fjorden werden exponierten, der offenen See zugewandten Stellen vorgezogen. Wo die Nistplätze vor Bodenfeinden sicher sind, brütet die Art auch auf flachen Inseln, an Stränden, Binnenseen oder Flussufern. Auffällig ist die Nähe der Brutplätze zu bedeutenden Nahrungsquellen. So liegen die Brutplätze der Eismöwe in der Hocharktis oft in Seevogel-, Gänse- oder Eiderentenkolonien sowie in der Nähe menschlicher Siedlungen. Die höchstgelegenen Kolonien finden sich auf 1000 m über dem Meer. Die Lebensraumansprüche der Eismöwe ähneln stark denen der Mantelmöwe, die offenbar oft Nistplatzkonkurrenz ist. In Westgrönland fehlt die Eismöwe daher an dicht mit Mantelmöwen besiedelten Küstenabschnitten. In Westisland nimmt sie bevorzugt seewärts gewandte Klippen mit Grasbändern als Nistplatz an – möglicherweise eine Anpassung an die Konkurrenz mit Mantelmöwen. Wo sie mit anderen Klippenbrütern wie Lummen, Dreizehen-, Polar- oder Thayermöwe vergesellschaftet ist, besetzt die Eismöwe oft die höchstgelegenen Brutplätze, mit etwas Abstand über den anderen Brutvögeln. Koloniestandorte sind oft durch einen auffälligen Bewuchs mit orangegelben Flechten der Gattungen Caloplaca oder Xanthoria gekennzeichnet. Zudem wachsen unterhalb der Kolonien Gräser und nitrophile Blütenpflanzen oft besonders üppig. Außerhalb der Brutzeit ist die Eismöwe im Bereich der eisfreien Küsten und selten nur im Binnenland zu finden. Im Unterschied zur Brutzeit dehnt sie dann ihre Aktivitäten auch bis in die Schelfzone aus. Sie ist zudem an Mülldeponien, Fischereihäfen, im Siedlungsraum oder auf Äckern, seltener auch an großen Binnengewässern anzutreffen.
Ernährungsform
Allesfressend
Häufig gestellte Fragen
Migrationsübersicht
Die Eismöwe ist ein Teilzieher, der größtenteils im südlichen Teil der Brutverbreitung in eisfreien Gewässern überwintert. In kleineren Zahlen ist die Art auch in Teilen der kaltgemäßigten Zone regelmäßiger Wintergast. Besonders bei wetterbedingten Einflügen gelangt sie auch noch weiter südlich. Westgrönländische Vögel sind weitgehend Standvögel, die Vögel der Ostküste überwintern großenteils in Island, in kleineren Zahlen auch auf den Britischen Inseln und im Nordseeraum. Die Vögel der Westpaläarktis sind Kurzstreckenzieher, die häufig in Nordnorwegen überwintern. Ostsibirische Vögel überwintern an der ostasiatischen Pazifikküste südwärts bis Japan oder seltener auch Ostchina. In strengen Wintern sammeln sich teils mehrere hundert Exemplare in den Fischereihäfen Hokkaidōs. Als Irrgast gelangt die Art bis Hongkong. In der Nearktis gibt es zwei Zugwege. Die Populationen an der Beaufortsee und westlich davon ziehen an der Pazifikküste südwärts, überwintern größtenteils im Bereich der Aleuten und in kleineren Zahlen südwärts bis Kalifornien. Die Brutvögel des nordöstlichen Kanadas ziehen an der Küste Labradors entlang. Große Winterbestände gibt es hier in Neufundland mit über 1000 Exemplaren. Besonders immature Vögel scheinen sich auch häufiger als bisher angenommen im Pelagial im Bereich des Labradorstroms und der Neufundlandbank aufzuhalten. Spärlicher ist die Art südwärts bis Long Island zu finden, ein Teil zieht in den Bereich der Großen Seen. Als Irrgast gelangt sie bis Bermuda, Mexiko oder Hawaii. Die Brutplätze werden zwischen September und Mitte Oktober geräumt. Diesjährige Vögel wandern oft erst ab, wenn die See zufriert. Teils finden in der Nachbrutzeit sogar noch Dismigrationen nach Norden statt. Der Heimzug erfolgt zwischen Februar und April. Von April bis Mai (in hocharktischen Regionen bis Ende Mai) werden die Kolonien im Frühjahr wieder besetzt.
Allgemeine Infos
Verbreitung
Die Brutverbreitung der Eismöwe erstreckt sich über die subpolare Zone und die Polargebiete der Arktis. In Europa beschränkt sie sich auf den Nordwesten und Südosten Islands, auf Jan Mayen, Spitzbergen und die Bäreninsel. Im Norden Russlands und Sibiriens reicht sie von der Murmanküste ostwärts bis zum Anadyrgolf und umfasst Franz-Joseph-Land, Nowaja Semlja, Sewernaja Semlja, die Neusibirischen Inseln, die Bennett- und die Wrangelinsel sowie die Sankt-Lorenz-Insel. In der Nearktis besiedelt die Eismöwe die nördlichen Küsten Alaskas südwärts bis zur Bristol Bay. Auf den Aleuten und den Pribilof Islands fehlt sie. Binnenlandvorkommen gibt es im Vorland der Brooks Range und im Bereich des Colville River. An den Küsten des Kanadisch-arktischen Archipels ist sie verbreiteter Brutvogel. Das Areal reicht hier vom Nansen Sound, dem Greely Fjord und der Lady Franklin Bay im nördlichen Ellesmere Island südwärts. Die Eismöwe fehlt hier nur im Westen von Baffin Island. Auf dem Festland kommt sie an der nördlichen Küste von Yukon inklusive Herschel Island, auf der Adelaide-Halbinsel und auf Boothia vor, fehlt dort aber in den Rasmussen Lowlands. In Kivalliq gibt es Binnenlandvorkommen auf Tundraseen. Die Ostküste der Hudsonbay besiedelt sie bis auf die Höhe der Belcherinseln, wo sie ebenfalls brütet. An der James Bay kommt sie nur zerstreut vor. Ferner brütet sie im äußersten Norden der Labrador-Halbinsel – vor allem an der Ungava Bay, aber auch südöstlich bis 55° N. Auf Grönland ist die Art an der Westküste von Nunarsuit bei etwa 60,4° N bis Washington-Land verbreiteter Brutvogel, fehlt aber im Bereich des Humboldt-Gletschers sowie an Küstenabschnitten, die dicht von der Mantelmöwe besiedelt sind. An der Ostküste reicht die Verbreitung von Kap Farvel bis zur Halbinsel Germanialand. Nordwärts kommt die Art dann nur noch zerstreut bis etwa zum Jørgen-Brønlund-Fjord vor.
Arten-Status
Angaben zum weltweiten Bestand der Eismöwe sind wenig verlässlich, teils widersprüchlich und basieren meist nur auf sehr groben Hochrechnungen. Die Werte liegen nach neueren Quellen (2006) bei zwischen 340.000 und 2.400.000 Individuen, nach älteren Schätzungen bei mehr als 100.000 Brutpaaren. Für das östliche Kanada wird der Bestand um die Jahrtausendwende mit grob 70.000 Individuen in über 1000 Kolonien angegeben. Hier werden bei Erkundungen immer wieder bislang unbekannte Kolonien entdeckt. In Alaska wird die Gesamtpopulation mit einer nur grob geschätzten Anzahl von Brutvögeln im Binnenland auf über 100.000 Individuen beziffert. Für die Westpaläarktis liegen Schätzungen bei über 20.000 Brutpaaren, für die Ostpaläarktis zwischen 10.000 und 1.000.000 Brutpaaren. Auf Grönland sollen 30.000–100.000 Paare brüten. Über Bestandstrends liegen keine Daten vor. Abgesehen von lokalen oder regionalen Ab- oder Zunahmen scheint der Bestand stabil. Die Art wird von der IUCN als Least Concern (nicht gefährdet) eingestuft.