Kohlmeise
Eine Art der Kohlmeisen Wissenschaftlicher Name : Parus major Gattung : Kohlmeisen
Kohlmeise, Eine Art der Kohlmeisen
Botanische Bezeichnung: Parus major
Gattung: Kohlmeisen
Photo By hedera.baltica , used under CC-BY-SA-2.0 /Cropped and compressed from original
Beschreibung
Die Kohlmeise ist ein Singvogel und zudem Europas größte und am weitesten verbreitete Meisenart. Sie ist überaus anpassungsfähig an die verschiedensten Habitate. Ihr Name, den sie aufgrund der "kohlschwarzen" Verfärbungen in ihrem Gefieder erhielt, kann bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Menschen lieben die Kohlmeise vor allem wegen ihres hellen, auffälligen Gesangs, der bereits früh im Jahr zu hören ist.
Größe
14 cm
Ernährungsgewohnheiten
Die Kohlmeise ist in ihrer Ernährung wenig spezialisiert. Das Nahrungsspektrum ist daher sehr umfangreich, jedoch liegt der Schwerpunkt deutlich auf Insekten sowie deren Larven und Eiern. Ergänzend kommen regelmäßig andere Arthropoden – vor allem Spinnen und Weberknechte – hinzu. Je nach Verfügbarkeit, geografischer Lage und Jahreszeit werden aber auch teils ausgiebig andere Nahrungsquellen genutzt wie Sämereien, Nussfrüchte, Obst, vom Menschen zur Verfügung gestelltes Vogelfutter, Abfälle oder gelegentlich auch Aas. Vor allem in den nördlichen Teilen des Verbreitungsgebiets können Sämereien, Bucheckern und Haselnüsse im Winter eine wichtige Nahrungsgrundlage bilden. Um den Calciumbedarf zu decken, werden Teile von Schneckenhäusern und Eierschalen gefressen und auch an Nestlinge verfüttert. Die tierische Nahrung besteht zur Brutzeit vorwiegend aus Raupen von Eulenfaltern und Spannern. In Mitteleuropa sind dies beispielsweise je nach Lebensraum insbesondere die häufigen Arten Eichenwickler, Kleiner Frostspanner oder Kieferneule. An die Jungen werden meist besonders große Raupen verfüttert. Bei geringem Angebot an Raupen können Spinnentiere eine größere Rolle als Nestlingsnahrung einnehmen. Bedeutend sind zudem auch Imagines und Larven von Zweiflüglern, Käfern und Hautflüglern. Außerhalb der Brutzeit stellen Larven von Blattwespen und Buschhornblattwespen sowie Imagines von Schlupfwespen, manchmal aber auch Hummeln, Bienen oder Wachsmotten einen bedeutenden Teil der Beute. An anderen Wirbellosen werden neben Spinnentieren vor allem auch Doppelfüßer, Pseudoskorpione oder Asseln gefressen. Andere Insektengruppen oder Wirbellose werden nur gelegentlich als Nahrung angenommen. Zeitweise kann auch sehr kleine Nahrung wie Blattläuse, Hornmilben oder verschiedene Insekteneier an Bedeutung gewinnen. Unter den Sämereien werden vor allem Veilchen- und Sauerkleesamen gefressen, im Winter gelegentlich Birken- und nur selten auch Fichtensamen. Bei Beeren oder Obst sind offenbar eher die Samen als das Fruchtfleisch von Bedeutung. Im Unterschied zu anderen Meisen sucht die Kohlmeise ihre Nahrung seltener in den äußeren, feinen Zweigen im Kronendach von Bäumen oder in Sträuchern, sondern bewegt sich eher auf den unteren, kräftigeren Ästen und Zweigen, im Stammbereich oder am Boden. Die Gewohnheiten können jedoch je nach Jahreszeit stark wechseln. So werden zur Brutzeit häufig die Raupen blattfressender Schmetterlingsarten auch von feineren, hoch gelegenen Zweigen abgelesen und vor allem im Winter ist die Art bei der Nahrungssuche viel am Boden anzutreffen. Wenn nötig, wird die Nahrung vor dem Fressen aufbereitet und dabei wie bei vielen Meisenarten auf einen Zweig gebracht und mit den Füßen festgehalten. Gelegentlich wird sie dazu auch in Ritzen oder Zweiggabelungen geklemmt. Größere Raupen werden getötet und ungenießbare oder schädliche Teile entfernt. Bienen werden beispielsweise entstachelt und manche Raupen enthaart. Die Kohlmeise vermag auch, Haselnüsse aufzuhacken, was etwa zehn Minuten dauern kann. Die Kohlmeise ist im Notfall sehr erfindungsreich im Erschließen neuer Nahrungsquellen und dabei auch sehr lernfähig. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Öffnen der Folienverschlüsse von Milchflaschen in Großbritannien – ein Verhalten, das sich schnell über einige Landesteile ausbreitete. Neben menschlichen Vorräten werden teils auch die anderer Meisenarten genutzt. Die Bedeutung von Winterfütterungen kann lokal sehr unterschiedlich ausfallen. Während sie besonders in kalten Regionen, höheren Lagen oder ausgeräumten Landschaften eine essentielle Rolle für das Überleben spielen kann, stellt sie in den gemäßigten Breiten eher eine Ergänzung dar und trägt im Notfall offenbar nur teilweise zum Überleben einer Population bei. In extremen Ausnahmefällen wie beispielsweise besonderen Kältewintern tötet die Kohlmeise auch kleinere Vögel oder andere Wirbeltiere wie überwinternde Fledermäuse. Es werden dann meist nur kleinere Teile wie das Gehirn oder ein Teil der Flugmuskulatur verspeist.
Lebensraum
Die Kohlmeise brütet primär in Laub- und Mischwäldern, deren Baumbestand mit 60 oder mehr Jahren alt genug ist, um ein genügendes Angebot an Nisthöhlen zu gewährleisten, wobei sie auffallend häufiger in morschen Baumstubben als in Spechthöhlen nistet. In jüngeren Waldbeständen kommt sie nur vereinzelt vor, in geschlossenen Waldgebieten besiedelt sie nur die Randbereiche, Tallagen werden Bergwäldern vorgezogen. Die bevorzugte Waldzusammensetzung kann regional variieren, so finden sich in westlichen Mitteleuropa die höchsten Bestandsdichten in Eichenwäldern, weiter östlich hingegen in Nadelmischwäldern. Relativ niedrige Bestandsdichten werden in reinen Buchenwäldern erreicht; Kiefern- und Fichtenforsten sind im Allgemeinen nur sehr dünn besiedelt. In Sibirien zieht die Art Birken-, Weiden- und Mischwälder den reinen Nadelwäldern aus Fichten und Tannen vor. In Zentralasien besiedelt sie vor allem flussnahe Wälder. Aufgrund ihrer großen Anpassungsfähigkeit ist die Kohlmeise aber auch in zahlreichen anderen Habitaten mit altem Baumbestand oder künstlichen Nisthöhlen zu finden. Sie besiedelt neben Feldgehölzen, Baumgruppen, Hecken mit eingestreuten Bäumen, Parks, Friedhöfen, Olivenhainen und Obstgärten auch Gärten oder Grünflächen mit Einzelbäumen inmitten von Städten. In höheren Berglagen, in ausgeräumten Kulturlandschaften oder Trockengebieten ist sie in besonderer Weise an menschliche Siedlungen gebunden. Die Höhenverbreitung variiert je nach geografischer Lage. So kommt die Art in Schottland nur bis 500 m, im Alpenraum meist bis 1400, seltener aber bis 1950 m, im Mittelmeerraum bis etwa 1800 m und in den Gebirgen Asiens teils bis in 3000 m Höhe vor. Bisweilen kann man sie auch noch oberhalb der Baumgrenze finden. Außerhalb der Brutzeit tritt die Kohlmeise in allen erdenklichen Habitaten auf und wurde beispielsweise auch in baumlosen Steppengebieten festgestellt. Aufgrund des vom Menschen verursachten Klimawandels setzt die Rückkehr der Trauerschnäpper nach Europa im Frühling tendenziell immer früher ein; dadurch kommt es zu Konflikten mit der Kohlmeise, was die Trauerschnäpper wegen der Nahrungsmittel- und Nistplatzkonkurrenz zunehmend in Bedrängnis bringt, wobei der Vorteil der Kohlmeise darin besteht, sich ganzjährig in Europa aufzuhalten und dadurch Brutplätze vor dem Trauerschnäpper zu besetzen; in der Vergangenheit konnten beide Arten die Brutplätze nacheinander nutzen.
Ernährungsform
Insektenfressend
Häufig gestellte Fragen
Migrationsübersicht
Die Kohlmeise ist ein Teilzieher, dessen Zugverhalten insgesamt recht unüberschaubar ist und lokal, regional, großräumig und von Jahr zu Jahr stark variiert. Die meisten Populationen südlicher und gemäßigter Breiten sind zum größten Teil Standvögel, die sich zudem nur selten weit von ihren Brutrevieren entfernen. So lagen etwa 80 % der Wiederfunde britischer Ringvögel innerhalb eines Radius von 10 km. In Europa harren sogar nördlich des Polarkreises noch viele Kohlmeisen in den Brutgebieten aus. Oft sind Überwinterer dann an menschliche Siedlungen gebunden, jedoch scheint ohnehin das Zugverhalten vielerorts stark durch Winterfütterungen und andere anthropogene Nahrungsquellen beeinflusst zu sein. Im europäischen Teil Russlands und in Weißrussland deckt sich die Winterverbreitung mit der Verteilung größerer Siedlungen. Neben Brutvögeln höherer Lagen ziehen vor allem Teile nördlicher und östlicher Populationen regelmäßig, um extremer Kälte, heftigen Schneefällen oder der verkürzten Tageslichtspanne zu entkommen. Die Populationen des Urals ziehen beispielsweise vermutlich alljährlich, und an den Küsten des Schwarzen und des Kaspischen Meeres sind offenbar regelmäßig Wintergäste festzustellen. Meist werden die Wanderbewegungen kaum wahrgenommen, da nur ein Teil der Population wandert, in manchen Jahren kann es jedoch bei nordosteuropäischen und sibirischen Populationen zu ausgeprägten Evasionen kommen, die offenbar zum Teil mit Fehlmastjahren der Bucheckern korrelieren. Die Zugrichtung liegt dabei meist zwischen West und Südwest, die meisten der Invasionsvögel sind einjährige Vögel mit einem hohen Anteil an Weibchen. Einige verbleiben als Brutvögel in den Winterquartieren, es scheinen aber auch viele in die angestammten Brutgebiete zurückzukehren.
Allgemeine Infos
Verhalten
Vor allem vor dem Winter und zu Beginn der Brutzeit treten zwischen Kohlmeisen häufig Auseinandersetzungen auf. Im Herbst dienen diese der Festlegung der Hierarchie im Winterschwarm, zum Teil aber auch dem Erwerb oder der Verteidigung eines Territoriums. Festigt sich die Rangordnung im Laufe der Zeit, nimmt die Häufigkeit von Konflikten ab. Territoriales Verhalten gewinnt nach einer ruhigeren Zeit im Winter dann vermehrt wieder im Frühjahr an Bedeutung. Oft reicht das Drohen dominanter Vögel, um einen Artgenossen in die Schranken zu weisen. Teils kommt es aber auch zu erbitterten Kämpfen, die bei der Kohlmeise besonders heftig ausfallen können. Außerhalb der Brutzeit wird Aggressivität durch flaches Anlegen des Kopfgefieders ausgedrückt, wohingegen aufgestelltes Kopfgefieder das Gegenteil – Erschrecken oder Unterlegenheit – bekundet. Bei intensiverem Drohen wird zudem der Körper in eine leichte Schrägstellung gebracht und der Kopf gesenkt (head-down). Beim „Vorwärtsdrohen“ (head-forward, horizontal posture) nimmt der Vogel eine horizontale Stellung ein und streckt den Schnabel vor. Bisweilen werden auch Angriffe gegen Konkurrenten geflogen. Zur Brutzeit ist unter Rivalen die „Kopf-hoch-Stellung“ (head-up posture) zu beobachten, bei der sich der imponierende Vogel mit senkrecht gehaltenem Kopf hoch aufrichtet und das schwarze Brustband zeigt. Zudem werden unter Drehen des Kopfes die weißen Wangenfelder präsentiert. Auch beim „Steilflug“ wird das schwarze Brustband präsentiert, während der Angreifer in vertikaler Haltung auf den Rivalen zufliegt. Das Imponierverhalten kann zu einem Rückzug des Rivalen, seltener aber auch zu Kämpfen führen. Dabei gehen zwei Rivalen flügelschlagend und hoch aufgerichtet aufeinander los. Teils wird vorab oder zwischendurch imponierend auf Zweige oder Pflanzenteile in der Umgebung eingehackt. Oft beginnen Kämpfe in der Luft bis die Vögel auf den Boden fallen, sich mit den Füßen ineinander verkrallen und aufeinander einhacken. Die Schnabelhiebe zielen dabei auf den Kopf des Rivalen. Kämpfe sind meist kurz und dauern allenfalls 30–50 Sekunden.
Verbreitung
Das transpaläarktische Verbreitungsgebiet der Kohlmeise reicht über große Teile der gemäßigten Zone und Teile der Subtropen Eurasiens – von Portugal und den Britischen Inseln im Westen bis zum Dschagdy- und Burejagebirge im Osten Asiens. Es umfasst ganz Europa mit Ausnahme von Island, Orkney und Shetland, dem äußersten Norden und einigen Hochgebirgen Fennoskandiens sowie dem Norden Russlands. Die Nordgrenze der Verbreitung folgt im Westen Russlands noch dem Nordrand der mittleren Taiga, fällt aber nach Osten hin relativ kontinuierlich nach Süden ab, so dass sie im Bereich des Stanowoigebirges entlang des Nordrands der südlichen Taiga verläuft. In Nordwestafrika reicht das Areal durch die Atlasregion, im Mittelmeer schließt das Vorkommen südwärts noch die Balearen, Sardinien, Sizilien, Kreta und Zypern ein. Im Bereich der östlichen Mittelmeerküste reicht die Verbreitung im Süden bis an den Sinai und nach Jordanien. In Asien verläuft die Südgrenze etwa durch den Süden Anatoliens, durch Aserbaidschan, zur südlichen Küste des Kaspischen Meeres und durch das Elburs-Gebirge, ein Ausläufer erstreckt sich über das Zagrosgebirge. Unter Auslassung der mittelasiatischen Trockengebiete reicht das Areal über die Oasen, Wälder und Gebirge Mittelasiens bis in den Norden Afghanistans und zum Tian Shan. Die dort lebenden Populationen wurden lange als eigene Art (Turkestanmeise, siehe unten) abgegliedert. Weiter östlich reicht die südliche Verbreitungsgrenze durch den Altai und südlich vom Changai- und Chentii- bis zum Großen Hinggan-Gebirge sowie von dort bis in die Region von Chabarowsk.
Arten-Status
Mit 5,6 bis 7,0 Millionen Brutpaaren im Jahr 2016 wird die Kohlmeise als dritthäufigste Brutvogelart in Deutschland angesehen, ungefähr gleichauf mit der Mönchsgrasmücke. In ganz Europa wird die Anzahl der Brutpaare auf 65 bis 106 Millionen geschätzt.
Photo By hedera.baltica , used under CC-BY-SA-2.0 /Cropped and compressed from original
Scientific Classification
Stamm
Chordatiere Klasse
Vögel Ordnung
Sperlingsvögel Familie
Meisen Gattung
Kohlmeisen Species
Kohlmeise