Rebhuhn
Eine Art der Rebhühner, Auch bekannt als Patrijs Wissenschaftlicher Name : Perdix perdix Gattung : Rebhühner
Rebhuhn, Eine Art der Rebhühner
Auch bekannt als:
Patrijs
Botanische Bezeichnung: Perdix perdix
Gattung: Rebhühner
Beschreibung
Das Rebhuhn ist wie alle Vertreter der Gattung von gedrungener Gestalt mit kurzen Beinen, kurzem runden Schwanz und kurzen runden Flügeln. Kennzeichnend sind der orangebraune Kopf, der hellgraue Vorderkörper und die rotbraune Seitenbänderung. Der Schwanz ist, mit Ausnahme der mittleren Steuerfedern, lebhaft rostrot. An der Unterbrustmitte befindet sich ein mehr oder weniger starker, bei Weibchen manchmal fehlender und oft sehr viel kleinerer, dunkelbrauner Fleck in Form eines Hufeisens. Im Frühjahr und Sommer trägt das Rebhuhn das Prachtkleid, im Herbst und Winter das Schlichtkleid. Der gerade Schnabel ist gelb und am Ansatz braun oder grau gefärbt. Rebhühner haben eine Körperlänge von etwa 30 Zentimetern, eine Flügellänge von 14,6 bis 16 Zentimetern und eine Schwanzlänge von 7,2 bis 8,5 Zentimetern. Männchen und Weibchen sind ähnlich groß; letztere sind jedoch etwas schwerer. Das Körpergewicht reicht bei Männchen von 290 bis 415 Gramm, bei Weibchen von 300 bis 475 Gramm.
Größe
30-33 cm (11.8-13 in)
Farben
Braun
Grau
Weiß
Lebenserwartung
7 Jahre
Nistplatz
Boden
Gelegegröße
10 - 22 Eier
Inkubationszeitraum
1 Jungvogel
Anzahl der Jungen
21 - 26 days
Ernährungsgewohnheiten
Das Rebhuhn ernährt sich überwiegend von Sämereien, Wildkräutern und Getreidekörnern. Es frisst auch grüne Pflanzenteile wie Klee- und Luzerneblätter, Grasspitzen und verschiedene Knöterich- und Wegericharten. Manchmal nimmt es auch Insekten, deren Larven und anderes Kleingetier zu sich. Hin und wieder werden auch reife Früchte und verschiedene Beeren gefressen. Zur Förderung der Verdauung im Magen nimmt es kleine Quarzkörner („Magensteine“) auf. Der Anteil pflanzlicher Nahrung liegt bei adulten Rebhühnern bei jeweils 30 Prozent an Grünpflanzenanteilen, Wildkräutern und Getreide (Weizen, Gerste, Hafer und Roggen). Die restlichen 10 Prozent werden durch tierische Nahrung abgedeckt. Vor allem Weibchen nehmen während der Brutzeit vermehrt tierische Nahrung zu sich, meist Ameisen, Käfer, Schmetterlingsraupen und Blattläuse. Der Nahrungsbedarf adulter Rebhühner liegt bei 50 bis 80 Gramm pro Tag. Der Wasserbedarf wird über die Nahrung gedeckt.
Lebensraum
Ackerland, Hecken, buschige Weiden, Wiesen
Ernährungsform
Körnerfressend
Häufig gestellte Fragen
Allgemeine Infos
Verhalten
Das Rebhuhn ist überwiegend in der Dämmerung und am Tage aktiv. Den größten Teil des Jahres ist es nicht territorial. Während der Brutzeit beansprucht es ein (jedoch relativ kleines) Streifareal ohne feste Grenzen, welche sich ständig verschieben. Das Rebhuhn bleibt in der Regel seinem Brutgebiet sehr standorttreu und verlässt dieses auch im Winter nicht, sofern das Nahrungsangebot und die Deckungsmöglichkeiten dies zulassen. In sehr strengen Wintern kommt es zur Winterflucht über größere Strecken in südliche oder westliche Richtungen. Phasen der Aktivität und Ruhe wechseln regelmäßig miteinander ab. Die Zeit, die benötigt wird, den Kropf zu füllen oder dessen Inhalt zu verdauen, setzt selbige fest. Am Tag wird der Kropf etwa zwei- bis dreimal gefüllt. Einen wichtigen Bestandteil des Komfortverhaltens stellt regelmäßiges Sand- und Staubbaden dar. Im Laufe des Jahres wird durch den regelmäßigen Wechsel der sozialen Formen innerartlicher Stress ausgelöst, bis sich die entsprechend passende Sozialform wie Paar, Familie, Kette, Volk gefestigt hat. Jede Phase tritt auffällig durch heftige Auseinandersetzungen mit Drohen, Jagen und Kämpfen in Erscheinung. Den wärmeren Teil des Jahres sind Rebhühner entweder Einzelgänger, oder sie halten als einzelnes Paar fest zusammen; in der kälteren Jahreszeit können sie sich zu kleineren und größeren Wintergruppen zusammenfinden. Während der Brutzeit sind die Paare jeweils vom anderen Partner abhängig, da sie in einem abgesteckten Territorium möglichst Distanz zu anderen Familien halten. Im Spätsommer und Herbst löst sich insoweit die Territorialität auf, als dass Rebhühner auch kleine Familienverbände mit 5 bis 15 Vögeln bilden, bestehend aus den Altvögeln und den ausgewachsenen Jungvögeln. In der Jägersprache wird eine solche Gruppe als „Kette“ bezeichnet. Treffen zwei Ketten während des Sommers aufeinander, kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen. Einzelne Familien können unter dem Eindruck der Winterbedingungen ihre Isolation aufgeben und sich vorübergehend zu größeren Gruppen mit bis zu 25 Vögeln zusammenschließen, die zusammen auf Nahrungssuche gehen. In der Jägersprache wird eine solche größere Gruppe als „Volk“ bezeichnet. In den meisten Verbreitungsgebieten sind diese von Mitte November bis höchstens Februar/März zu beobachten. Bei beiden Gruppenformen gibt es nur einen losen Zusammenhalt, der keine Hierarchie erkennen lässt. Während des Winters sind selten Streitereien oder Kämpfe zu beobachten. Gegen Ende des Winters sondern sich Paare aus dem Volk ab, um sich erneut zu vereinen oder um sich als Paar neu zu finden. Der Prozess der Paarbildung wird durch die zunehmende Unverträglichkeit gleichgeschlechtlicher Vögel eingeleitet, deren sich entwickelnde Aggressivität oft in heftigen Kämpfen endet. In der Drohhaltung richtet sich das Rebhuhn hoch auf, vergrößert seine Kontur und stellt den dunklen Hufeisenfleck auf der Brust zur Schau. Wenn die Vögel im Frühjahr wieder einen Partner für die Brut suchen, erreicht die Rivalität unter den Hähnen ihren Höhepunkt. Einzelne Männchen versuchen vor allem, paarungsbereite Weibchen aus anderen Gruppen anzulocken. Die Kämpfe setzen sich aus Verfolgungsrennen, Flügelschlägen und Bissen zusammen. Nur die Verfolgungsrennen haben als Drohgebärde einen ritualisierten Charakter mit gestrecktem Hals und geschwellter Brust.
Verbreitung
Das Rebhuhn besiedelt als Standvogel weite Teile Europas und Asiens. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den britischen Inseln über Mitteleuropa bis in den Südwesten und Südosten Europas sowie im Osten bis nach Westsibirien, Turkestan, Pakistan und dem nördlichen Iran. Es fehlt im größten Teil Skandinaviens und Spaniens und auf vielen Mittelmeerinseln. Endemische Unterarten finden sich dennoch insbesondere auf der iberischen Halbinsel und in Italien. Das Rebhuhn ist in Nordamerika zu Jagdzwecken eingebürgert worden und besiedelt mittlerweile insbesondere die nördlichen Prärien der USA und des südlichen Kanada. Weiterhin wurde es in Südskandinavien und Neuseeland vom Menschen eingeführt. Das Rebhuhn lebt hauptsächlich in tieferen Lagen unterhalb von 600 m, es ist aber auch in höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpentäler zu finden. Die ursprünglichen Verbreitungsgebiete waren Steppen, insbesondere Baum- und Strauchsteppen. Aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit leben Rebhühner als Kulturfolger in Heiden sowie auf Acker-, Grün- und Brachland, Staudenfluren und in reich strukturierten Mischgebieten. In wärmeren Gebieten mit fruchtbaren Böden werden die größten Bestandsdichten erreicht. Optimale Lebensräume sind durch wechselnde Mehrfruchtnutzung in der Landwirtschaft mit Hecken, Büschen, Feld- und Wegrainen gekennzeichnet, bieten kleinräumig gegliederte Parzellen und weisen wenig Waldanteil auf. Notwendige Deckung verschafft ein hoher Grenzlinienanteil, so dass die Brutpaardichte dort heute bis zu 10 Brutpaare auf 100 Hektar betragen kann. Grenzlinien zeichnen sich durch viele Heckenstreifen und damit viel Deckung aus. Stoppelfelder und Brachflächen sind als Ruhe- und Nahrungsplätze sehr beliebt. Deutlich bevorzugt werden Gebiete mit schneearmen Wintern. Optimale Bedingungen bieten Hackfruchtfelder (Kartoffeln, Rüben, Kohl), da unter den großblättrigen Pflanzen ein guter Schutz vor Wetterunbilden und Luftfeinden gegeben ist. Die rohen Böden zwischen den Pflanzen erwärmen sich schnell und trocknen schnell ab, so dass Staubbäder und eine schnelle Flucht möglich sind.
Arten-Status
Das Rebhuhn hat ein großes Verbreitungsgebiet. Die Ausdehnung wird auf 10.000.000 km² geschätzt. Der große weltweite Bestand umfasst der IUCN zufolge etwa 5.000.000 bis 10.000.000 Individuen. Daher wird die Art als nicht gefährdet (LC) eingestuft. Die europäische Brutpopulation macht weniger als die Hälfte der weltweiten Verbreitung aus. Sie wird auf etwa 1.600.000 Paare geschätzt. Zwischen 1970 und 1990 ging die Population stark zurück. Während sie zwischen 1990 und 2000 in vielen östlichen Ländern stabil war oder sogar zunahm, setzte sich die Abnahme des Bestands im Großteil West- und Zentraleuropas, insbesondere in Frankreich, der Schweiz und Polen, fort. Da die europäische Population zwischen 1980 und 2015 einen Rückgang von mehr als 90 Prozent zu verzeichnen hat, wird das Rebhuhn von der IUCN dort konsequenterweise als gefährdet eingestuft. Das macht das Rebhuhn zum traurigen Rekordhalter und zum Schutzobjekt Nummer eins der Jäger in ihren Revieren. Der Bestand schwankt stark, da die Population im Winter um 70 bis 80 Prozent zurückgeht. In Deutschland wird das Rebhuhn in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft. Hier ist das Rebhuhn auf einen Rest von vermutlich nicht mehr als 50.000 Brutpaaren geschrumpft. Das Rebhuhn hat vor allem im westeuropäischen Raum seit Anfang der 1970er Jahre drastische Bestandseinbußen erlitten. Hauptursache für den Bestandsrückgang ist die stetige Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft. Besonders aus dem Anbau der Monokultur Energiemais, der allein in Deutschland 2,3 Millionen Hektar ausmacht, resultieren dramatische Folgen für die Artenvielfalt. In Hessen beispielsweise wird der Bestand auf 5000 bis 10.000 Brutpaare geschätzt, und der Trend in 25 Jahren wird mit einer Bestandsabnahme von mehr als 50 Prozent veranschlagt. Somit gilt das Rebhuhn als stark gefährdet. Bis etwa 1960 war das Rebhuhn im Rhein-Main-Gebiet sehr weit verbreitet. Noch bis Ende der 1950er-/Anfang der 1960er Jahre fand sich im Kreis Offenbach ein guter Bestand. Ab 1970 war dieser jedoch deutlich rückläufig. Eine Zuwachsrate von drei Vögeln pro Brutpaar ist bereits als überdurchschnittlich anzusehen. Da zudem die Verluste im Winterhalbjahr bis zu 30 Prozent des Besatzes betragen, ist ein beständiger Schwund zu verzeichnen, selbst bei völliger jagdlicher Schonung, unter Beibehaltung der landwirtschaftlichen Anbaumethoden und Flurgliederungen. Nur in besonders hervorragenden Aufzuchtjahren kann eine kurzfristige Bestandserholung eintreten. Als weiteres Beispiel ist der Rebhuhnbestand in Sachsen innerhalb von nur zehn Jahren (1995 bis 2005) um fast 90 Prozent zurückgegangen. Viele Feldlandschaften in Sachsen, in denen das Rebhuhn vor 1990 noch häufig war, sind mittlerweile rebhuhnfrei geworden. Ende des 19. Jahrhunderts hieß es in Brehms Thierleben: „Das Rebhuhn bewohnt den größten Teil von Europa. Es hat sich hier aus dem Süden immer mehr nach Norden ausgebreitet und ist in Skandinavien und Russland anscheinend immer noch in diesem nördlich gerichteten Vordringen begriffen. Ebenen zieht es unter allen Umständen den Gebirgen vor. Zu seinem Wohlbefinden beansprucht es gut angebaute, wechselreiche Gegenden; es siedelt sich zwar im Felde an, bedarf aber Buschdickicht zu seinem Schutz. Den Wald meidet es, nicht aber seine Vorgehölze.“ In Österreich wird der Vogel in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft. Der Bestand im Land wurde 2003 noch auf bis zu 15.000 Individuen geschätzt. Untersuchungen von 2008 weisen jedoch auf einen Zuwachs auf 6.000 bis 12.000 Brutpaare hin. In Kärnten liegt der Bestand demnach bei 30 bis 40 Brutpaaren. Nimmt man die Jagdstatistik zur Grundlage, scheint das Burgenland mit Abstand die größte Population zu besitzen. Der jährliche Abschuss in diesem Bundesland lag 2010 bei über 6000 Rebhühnern, 2015 waren es 2700, das entspricht 76 % der österreichischen Jagdstrecke und übertrifft die der gesamten Bundesrepublik Deutschland (2.683). In der Schweiz wird das Rebhuhn in der Roten Liste als vom Aussterben bedroht aufgeführt und gilt seit 2019 als ausgestorben. Der Bestand von mehr als 10.000 Vögeln in den 1960er Jahren in Schweizer Ackerbaugebieten ist aber trotz Unterschutzstellung seit 1988 erloschen. Im gesamten Land gab es 2008 weniger als 12 Brutpaare. Seit 1972 gibt es bisher relativ erfolglose Wiederansiedlungsversuche in den Kantonen Genf (Champagne genevoise) und Schaffhausen (Klettgau). Seit 1991 liefen das Schutzprogramm unter Federführung der Vogelwarte im Auftrag des Bundesamt für Umwelt (BAFU). Es wurden Lebensräume wieder hergestellt mit Buntbrachen, Hecken und extensiven Wiesen. Ab 1998 wurden im Klettgau gezüchtete Rebhühner freigelassen. Von 2002 bis 2004 gab es einen Bestand von 15–20 Paaren. Nach einem v. a. witterungsbedingten Zusammenbruch der Population wurden die Aussetzungen im Klettgau 2008 eingestellt. In der Champagne genevoise setzte die Vogelwarte von 2008 bis 2012 im Herbst durchschnittlich 500 Rebhühner aus. Der Brutbestand nahm bis auf 60 Paare 2012 zu. Doch der Bestand brach wieder zusammen. Der Misserfolg wurde auf die Kleinräumigkeit der Projektgebietes von nur mehrere Quadratkilometern Fläche und die hohe Prädatorendichte zurück geführt. Die letzte Beobachtung von Rebhühnern gelang 2016, mit der Saison 2019/2020 gilt das Rebhuhn als in der Schweiz jedoch als ausgestorben. Rücksichtslose Jagd, intensive Landwirtschaft und zu spät eingeleitete Schutzmaßnahmen sind die Hauptfaktoren für die Ausrottung des Rebhuhns in der Schweiz.
Scientific Classification
Stamm
Chordatiere Klasse
Vögel Ordnung
Hühnervögel Familie
Fasanenartige Gattung
Rebhühner Species
Rebhuhn